Saalfelder gestalten deutsch-russische Ausstellung
Als im Oktober vorigen Jahres die Meldung kam, dass Präsident Trump das Abrüstungsabkommen mit Russland aufkündigen wolle, befand sich der Saalfelder Landtagsabgeordnete Maik Kowalleck im russischen Kaliningrad. Für Kowalleck ist es wichtig, während andere mit den „Säbeln“ rasseln, im Gespräch zu bleiben und persönliche Treffen zwischen Deutschland und Russland zu fördern. Bereits zum vierten Mal war er mit Kollegen aus dem Thüringer Landtag zum Erfahrungsaustausch und zur freundschaftlichen Begegnung.
Seinen Aufenthalt nutzte Kowalleck für die Recherche und Fotoaufnahmen für ein besonderes Projekt. Er begleitet zurzeit eine Seminarfachgruppe des Saalfelder Böll-Gymnasiums, die sich mit dem Königsberger Architekten Hanns Hopp (1890 - 1971) beschäftigt.
Auf die Idee für das Thema hat ihn vor zwei Jahren der deutsche Generalkonsul von Kaliningrad gebracht. Damals war Kowalleck der Architekt nicht bekannt, umso bemerkenswerter findet er, dass so viele Berührungspunkte zwischen Königsberg und Thüringen bestehen. So hat der Architekt in Königsberg zahlreiche Bauten entworfen, die bis heute das Stadtbild prägen. Trotz der großen Zerstörung im zweiten Weltkrieg sind Gebäude wie das heutige Kaliningrader Rathaus, die ostpreußische Mädchengewerbeschule und das Haus der Technik erhalten geblieben. In Thüringen entwarf Hopp das Saalfelder Agricola-Krankenhaus, den Unterwellenborner Kulturpalast und die TBC-Heilstätte in Bad Berka. In Berlin sogar Teile der damaligen Stalinallee.
In der Königsberger Zeit des Architekten entstanden Bauten im Bauhausstil. Deshalb wird die Ausstellung im Bauhausjahr 2019 nochmal für besondere Aufmerksamkeit sorgen.
Für die Ausstellung in deutsch und russisch hat die Seminarfachgruppe schon verschiedene „Paten“ gefunden, die das Vorhaben unterstützen. In den Sommerferien wollen sich die Schülerinnen die originalen Gebäude direkt in Kaliningrad ansehen und hoffen auf eine finanzielle Reiseunterstützung durch die Thüringer Landesregierung. Schließlich ist es ein Projekt, das die beiden Länder näher zueinander bringen soll. Vorgesehen ist eine Ausstellungseröffnung sowohl im Saalfelder Agricola-Krankenhaus und dem Thüringer Landtag, als auch in der heutigen Kaliningrader Gebietsbibliothek, einem Gebäude, das einst Hanns Hopp entworfen hat. Anschließend wird die Wanderausstellung in den verschiedenen Kaliningrader Schulen gezeigt.
Das Ausstellungsprojekt wird Kowalleck gern für einen dauerhaften Jugendaustausch nutzen. So kann er sich gut Partnerschaften im Bereich der Bildung, der Wirtschaft und des Sports zwischen Saalfeld und der Kaliningrader Region vorstellen. Zumal die Saalfelder Partnerstadt Zalewo direkt auf dem Weg im polnischen Teil des ehemaligen Ostpreußen liegt, ergeben sich weitere Synergieeffekte.
Im vergangenen Jahr war die Stadt Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft. Aber die Russen sind nicht erst seitdem begeisterte Fußballfans. So gibt es den Wunsch, dass Jugendmannschaften an Freundschaftsturnieren in Kaliningrad teilnehmen.
Im Gespräch mit der Präsidentin der Kaliningrader Duma hat Kowalleck das Ausstellungsprojekt vorgestellt und erhielt die persönliche Unterstützungszusage. Dies ist eine besondere Anerkennung. In diesem Jahr jährt sich die Partnerschaft zwischen dem Kaliningrader Gebiet und Thüringen zum fünften Mal. Aus diesem Anlass soll es Besuche und eine Partnerschaftsausstellung geben.