Maik Kowalleck

Kowalleck thematisiert Schulprobleme im Landtag

Hilferufe von Schulen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt - Anfrage und Antwort

Zahlreiche Schulen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt haben sich in den vergangenen Tagen mit Hilferufen an den Saalfelder Landtagsabgeordneten Maik Kowalleck gewandt. Maßgebliche Gründe sind die schwierige Personalsituation durch fehlende Lehrer und Hortner, durch Nichtbesetzung von Stellen, durch Krankenstand und Kündigungen. Neben Unterrichtsausfällen bereitet die Zusammenlegung von Klassen und die damit erhöhte Klassenstärke Probleme. Die Durchführung des Gemeinsamen Unterrichts mit weniger Lehrern und mehr Kindern mit Förderbedarf führt zu zusätzlichen Überlastungen. 

Bereits seit mehreren Wochen ist Kowalleck im Rahmen einer Schul-Tour in den Bildungseinrichtungen des Landkreises unterwegs. In der vergangenen Woche nutzte er die Landtagssitzung, um die Situation der Schulen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt zu thematisieren und konkrete Fragen an die Landesregierung zu stellen.

 

„Die Hilferufe aus Schulen in unserem Landkreis zeigen, wie schwierig die Situation an den Schulen tatsächlich ist. Wenn die Landesregierung in ihrer Antwort darauf verweist, dass auf die qualitätsvolle Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer gesetzt wird, die mit großen Klassen durchaus umgehen könnten und die Qualität des Unterrichts insofern keinen Abbruch nehmen würde, dann geht das für mich an der Realität vorbei. Die Lehrer arbeiten im Rahmen des gemeinsamen Unterrichts und hinsichtlich sozialer Probleme vor Ort am Limit. Seit mehreren Wochen bin ich im Rahmen meiner „Schul-Tour“ unterwegs und weiß um die konkreten Probleme, die offensichtlich noch nicht bei der Landesregierung angekommen sind. In einem hochindustrialisierten und reichen Land wie Deutschland muss Bildung oberste Priorität haben. Dafür setzte ich mich weiter mit ganzer Kraft ein und werde auch die Landesregierung bei jeder Gelegenheit an ihre Pflicht zur Umsetzung erinnern“, so Kowalleck.  


Thüringer Landtag -  7. Wahlperiode – 26. Sitzung – 02.10.2020
Mündliche Anfrage an die Thüringer Landesregierung
Abgeordneter Kowalleck, CDU:

Hilferufe von Schulen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt

Zahlreiche Schulen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt haben sich in den vergangenen Wochen mit Hilferufen an den Fragesteller gewandt. Maßgebliche Gründe sind die schwierige Personalsituation durch fehlende Lehrer und Hortner durch Nichtbesetzung von Stellen, durch Krankenstand und Kündigungen. Neben Unter- richtsausfällen bereitet die Zusammenlegung von Klassen und die damit erhöhte Klassenstärke Probleme. Die Durchführung des Gemeinsamen Unterrichts mit weniger Lehrern und mehr Kindern mit Förderbedarf führt zu zusätzlichen Überlastungen. 

Ich frage die Landesregierung: 

1. Wie beurteilt die Landesregierung die Gesamtsituation in den Schulen des Landkreises Saalfeld-Rudol- stadt und die damit zusammenhängenden Hilferufe hinsichtlich fehlender Lehrkräfte und erschwerter Unter- richtsbedingungen? 

2. In welchen Schulen des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt fehlen wie viele Lehrer, Hortner und Sozialpäda- gogen aufgrund nicht besetzter Stellen, Krankheit, Elternzeit, Kündigung und weiterer Gründe? 

3. In welchen Schulen des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt mussten welche Klassen mit welchen Schüler- zahlen zusammengelegt werden? 

4. Welche Lösungen hinsichtlich Besetzung der freien Stellen hat die Landesregierung für die jeweiligen Schulen konkret und für wann vorgesehen? 

Werner, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie: 

Ich würde gern in Vertretung von Herrn Holter die Fragen beantworten und würde gern die Fragen 1 bis 3 gemeinsam beantworten. 

An den 13 Grundschulen des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt ist derzeit bei 88 beschäftigten Lehrerinnen und Lehrern eine Stelle unbesetzt. Dies betrifft die Grundschule Lehesten, die Besetzung der Stelle soll zum 1. März 2021 erfolgen. Ein Abgang an der Grundschule Gorndorf zum 31. Dezember 2020 soll mit einer Neueinstellung ausgeglichen werden. Mit der in Frage kommenden Bewerberin steht das Schulamt in Kontakt. Die fehlenden Lehrerwochenstunden von acht Personen, die in Elternzeit oder Mutterschutz oder Be- schäftigungsverbot sind, konnten durch Abordnungen oder Teilabordnungen weitgehend ausgeglichen wer- den. Insgesamt gibt es derzeit noch Kürzungen im Umfang von 100 Stunden bei ca. 4.000 Sollstunden. Diese erstrecken sich auf die Grundschulen Lehesten, Dittrichshütte, Uhlstädt, Remda, „Marco Polo“, Gorndorf, Rudolstadt-West, Leutenberg und Könitz. In den Grundschulen Schwarza und Gorndorf wurden jeweils zwei 3. Klassen zu einer Klasse mit 30 Schülern zusammengelegt. 

An den Regelschulen im Landkreis sind 103 Lehrerinnen und Lehrer beschäftigt, sieben Stellen sind unbesetzt. Davon können drei zeitnah besetzt werden. Eine Stelle wird durch eine Lehrerin bzw. einen Lehrer vertreten, der bereits aus dem aktiven Dienst ausgeschieden und nun über das Programm „Grau macht schlau“ beschäftigt ist. Es gibt vier langzeiterkrankte Lehrerinnen und Lehrer und vier Lehrerinnen, die im Zusammenhang mit der Geburt ihres Kindes nicht im Dienst sind. Es wird mit schulorganisatorischen Maßnahmen entgegengewirkt. Die Schüler der drei ehemaligen 9. Klassen an der Regelschule in Rudolstadt werden in diesem Jahr in zwei 10. Klassen mit insgesamt 56 Schülern unterrichtet. An der Thüringer Gemeinschafts- schule in Kaulsdorf wurden zwei 10. Klassen zu einer Klasse mit 30 Schülern zusammengelegt. 

An den vier Gymnasien im Landkreis sind 186 Lehrerinnen und Lehrer beschäftigt, es sind vier Stellen unbesetzt. Acht Lehrerinnen und Lehrer sind langzeiterkrankt. 17 Lehrerinnen sind im Zusammenhang mit der Geburt ihres Kindes nicht im Dienst. 

Im Bereich Förderschulen sind der Landesregierungen derzeit keine strukturellen Probleme bekannt. Am Staatlichen Berufsbildungszentrum des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt ist die Lehrersituation bedingt durch sieben langzeiterkrankte bzw. im Beschäftigungsverbot befindliche Kolleginnen und Kollegen in einigen Fächern besonders angespannt. Die Berufsfachschule Wirtschaft wurde aus diesem Grund der Unterricht in der Fachpraxis gekürzt und die Gruppenteilung in Absprache mit den betroffenen Lehrern teilweise aufgehoben. Es fällt Mehrarbeit an. An der Staatlichen berufsbildenden Schule für Gesundheit und Soziales in Saalfeld ist die Situation vergleichbar. Im Übrigen gab es auf die kurzfristige Abfrage keine Rückmeldungen. 

Zu Frage 4: In Bezug auf die Maßnahmen der Landesregierung und des Parlaments als Gesetzgeber seien hier einige beispielhaft genannt: die Wiedereinführung der Verbeamtung, die Lehrergewinnungskampagne, die Anhebung der Besoldung der Regelschullehrerinnen und -lehrer, der alsbald die Grundschullehrerinnen und ‐lehrer folgen sollen, die zur Verfügung stehenden Stellen für befristete Einstellungen zum Ausgleich von Elternzeiten und Langzeiterkrankungen, befristete Einstellungen von Lehrerinnen und Lehrern, bereits aus dem Schuldienst ausgeschieden sind, die verstärkte Einstellung von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern. Im TMBJS wird das Thema Unterrichtsabsicherung von einer eigens eingerichteten Stabsgruppe aktiv begleitet. Darüber hinaus erfolgt eine Vielzahl von insbesondere organisatorischen Maßnahmen, die die Schulämter und Schulen tagtäglich zur Anwendung bringen und in den Antworten der Fragen 1 bis 3 teil- weise aufgezeigt wurden. Daher mein ausdrücklicher Dank an die Beschäftigten für ihre Arbeit und bei Ihnen bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit. 

Abgeordneter Kowalleck, CDU:

Vielen Dank für die Beantwortung zunächst. Sie hatten ja in Ihren Ausführungen auch die Zusammenlegung von Klassen erwähnt. Wie beurteilt die Landesregierung die Größe der Klassen gerade mit 30 Schülern Klassenstärke und die damit verbundene Qualität des Unterrichts?  

Werner, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie:

Wir setzen hier auf die qualitätsvolle Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer, die mit großen Klassen auch durchaus umgehen können. Es ist sorgfältig abgewogen worden, an welchen Stellen Zusammenlegungen tatsächlich möglich und umsetzbar sind. Insofern gehen wir davon aus, dass die Qualität dabei keinen Abbruch nehmen wird. 

Abgeordneter Kowalleck, CDU:

Und noch eine zweite Frage – gerade hinsichtlich der Regelschule in Rudolstadt und der Grundschule in Gorndorf gab es ja entsprechende Presseberichte: Inwieweit wird hier Abhilfe in Richtung der Lehrkräfte stattfinden? Denn hier besteht ja eine besondere Situation.

Werner, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie: 

Da mir die Presseberichte jetzt nicht bekannt sind, kann ich Ihnen das im Detail nicht beantworten, würde Ihnen das gerne nachreichen wollen, aber noch mal auf die Antwort zur Frage 1 verweisen. Es gibt hier einen engen Kontakt des Schulamts mit den Schulen und es wird versucht, durch verschiedene organisatorische Maßnahmen hier auch Abhilfe zu schaffen.