Maik Kowalleck

Einstieg in den Erzieherberuf muss attraktiver werden

Kowalleck für Grundsatzentscheidung zur Erzieherausbildung

Seit August 2019 gibt es das Modellprojekt "Praxisintegrierte Ausbildung" (PiA) im Freistaat Thüringen. Die Fachschülerinnen und Fachschüler erhalten damit erstmalig eine Ausbildungsvergütung, die sich am Tarifvertrag für Auszubildende im öffentlichen Dienst orientiert. In der Ausbildung wechseln sich Theorie- und Praxisphasen ab. 

63 Träger mit 279 Plätzen hatten sich für das Bundesprogramm beworben und dokumentierten damit das große Interesse an dieser Form der Ausbildung. Zur Verfügung stehen im Rahmen des Modellprojektes ab 2019 61 Ausbildungsplätze. 60 weitere Plätze sollen ab dem Ausbildungsjahr 2020 dazukommen.   

Dass bei den Bewerbungen ausgerechnet aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, dem Geburtsort des von Friedrich Fröbel begründeten Kindergartens, kein Träger zum Zuge kam, war für den Landtagsabgeordneten Maik Kowalleck Anlass, bei der Landesregierung nachzufragen. Wichtig war ihm dabei, nach welchen Kriterien die Auswahl erfolgte, wie der regionale Ausbildungsbedarf abgedeckt werden soll und inwieweit die Berufsbildende Schule für Gesundheit und Soziales „Georgius Agricola“ in Saalfeld im Modellprojekt Berücksichtigung finden kann. 

Wie der Thüringer Bildungsminister Helmut Holter in seiner Antwort mitteilt, erfolgte die Auswahl nach der Eignung, der Nähe zur Fachschule und der Reihenfolge der Bewerbung. Zusätzlich wurden die bestehenden Beziehungen zwischen Trägern und Fachschulen sowie die Zusammensetzung der Trägerlandschaft in Thüringen (1/3 kommunale Träger, 2/3 freie Träger) beim Vorschlag des Landes und der Vorauswahl herangezogen. Um die Praxisbegleitung durch die Fachschulen sicherzustellen, seien Einrichtungen berücksichtigt worden, die sich in einem Umkreis von 30 Kilometern von der Fachschule befinden.

Die Finanzierung des Modellprojektes sei für den Jahrgang 2019-2022 durch die Fachkräfteoffensive des Bundes und Mitteln aus dem Gute-KiTa-Gesetz voll ausfinanziert. Es entstünden keinerlei finanzielle Aufwendungen für die Träger der Kindertageseinrichtungen. Für den zweiten Ausbildungsjahrgang würden derzeit die Vorbereitungen zur Finanzierung im Rahmen einer „Thüringer Fachkräfteoffensive“ laufen. Alles Weitere werde in der Förderrichtlinie zur Fachkräfteinitiative Thüringen-KiTa veröffentlicht. 

Eine Beteiligung der Staatlichen Berufsbildenden Schule für Gesundheit und Soziales in Saalfeld sei im Rahmen des Modellprojektes nicht möglich, da die zur Verfügung stehenden 60 Plätze im Ausbildungsjahr nur drei Klassen im Freistaat zuließen.  Die Landesregierung habe entschieden, hierbei auf die bereits bewährten Fachschulen des ersten Modelljahrgangs zurückzugreifen. Es bestehe jedoch die Möglichkeit, bei Vorliegen der personellen und sächlichen Voraussetzungen und dem Erreichen der Mindestschülerzahl eine Klasse in praxisintegrierter Ausbildungsform einzurichten, wenn sich hierzu ausreichend  Träger und Bewerber fänden, die die Ausbildung unabhängig vom Modellprojekt durchführen wollen und hierfür geeignet sind.  

„Das Modell einer praxisnahen Ausbildung einschließlich der Zahlung einer Ausbildungsvergütung, welches auch Quereinsteigern die Chance zum Erlernen des Erzieherberufes bietet, begrüße ich grundsätzlich. Wir müssen neue Wege bei der Ausbildung gehen, um den Einstieg in den Erzieherberuf attraktiver zu machen. Allerdings sorgt der Modellversuch aktuell auch für Ungleichbehandlungen bei den Auszubildenden und darüber hinaus bei den regionalen Trägern der Kindergärten.

Da sich die am Modellprojekt beteiligten staatlichen Fachschulen in Erfurt, Greiz-Zeulenroda und Meiningen befinden, haben die Trägereinrichtungen in unserem Landkreis aktuell schlechte Karten. Solang die Finanzierung nicht klar ist, nützt da der Hinweis des Bildungsministers wenig, dass die praxisintegrierte Ausbildung auch außerhalb des Modellprojektes erfolgen kann. Wir brauchen baldmöglich eine Grundsatzentscheidung über eine bedarfsgerechte praxisintegrierte Ausbildung, damit nicht zuletzt auch die Kindergärten in unserem Landkreis davon profitieren können“, so Landtagsabgeordneter Maik Kowalleck.