Maik Kowalleck

„Die Sonne hat vier Ecken“

Buchlesung mit dem Schriftsteller und Publizist Udo Scheer

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hatte am Montag, dem 8. April, zu einer Buchlesung mit dem Schriftsteller und Publizisten Udo Scheer in das Christliche Jugendzentrum in Saalfeld eingeladen. Dieser las aus seinem Buch „Die Sonne hat vier Ecken“, einer Biografie des Greizer Lyrikers Günter Ullmann (1946-2009).

Vor den geistigen Augen des interessierten Zuhörerkreises ließ Udo Scheer ein dunkles Kapitel DDR-Geschichte auferstehen. Eindrucksvoll schilderte er das Leben von Günter Ullmann, der eigentlich nur schreiben und nie wirklich ein politischer Mensch sein wollte.

Doch die DDR treibt ihn dazu. In Musik, Literatur und Malerei sucht Ullmann Möglichkeiten,  sich der erzwungen Konformität der DDR-Gesellschaft zu entziehen. Doch der Staat verbietet seine Band, seine Malerei wird als entartet und dekadent bezeichnet, seine Schriften landen fast ausnahmslos in der Schublade. Für ihn, der in seiner Freiheit beschnitten wird, hat sogar die Sonne vier Ecken. Immer mehr gerät er in das Visier des MfS. Bespitzelung und Verhöre der Stasi treiben den sensiblen Künstler in den Verfolgungswahn. Die Deutsche Einheit erlebt Günter Ullmann kritisch, aber vor allem als Befreiung. 2009 stirbt er im Alter von 62 Jahren an den Spätfolgen der Zersetzungsstrategie der Stasi.


Es ist nicht nur die Geschichte von Günter Ullmann, über die Udo Scheer in seinem Buch berichtet. Es ist auch die Geschichte seines Freundeskreises – Jürgen Fuchs, Lutz Rathenow, Reiner Kunze, Arnold Vaaz  – Menschen, die wie er den Repressalien der DDR-Diktatur ausgesetzt waren.

Besonders betroffen machte die Zuhörer der Rückblick auf den angeblichen Freund Manfred „Ibrahim“ Böhme. Auf dessen Rolle als vermeintlich Oppositioneller, der seine Freunde als Top-IM "Maximilian" bei der Stasi verrät, folgt im Herbst 1989 dessen kometenhafter Aufstieg als Politiker, der sich sogar das Vertrauen von Willy Brandt erschleicht. 

Landtagsabgeordneter Maik Kowalleck, der die Veranstaltung moderierte,  betonte mit Blick auf den aktuell erschienenen Jahresbericht für die Stasiunterlagen, dass es auch zukünftig wichtig sei, die Erinnerung an dieses Kapitel DDR-Geschichte wach zu halten. Das bezeugt nicht zuletzt die Zahl derer, die noch heute Opferrente bzw. Unterstützung nach dem Häftlingshilfegesetz erhalten.