Maik Kowalleck

Lesung und Gespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung

Günter Ullmann - Ein Leben im literarischen Widerspruch

Lesung und Gespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung

"Günter Ullmann - Ein Leben im literarischen Widerspruch"

Montag, 8. April 2013, 19.00 Uhr

Veranstaltungsort: Christliches Jugendzentrum (CJZ), Kelzstraße 21, 07318 Saalfeld 

Vortrag: Udo Scheer, Schriftsteller und Publizist
Moderation: Maik Kowalleck, Mitglied des Thüringer Landtags
Udo Scheer liest aus seinem Buch „Die Sonne hat vier Ecken“, einer Biografie des Greizer Lyrikers Günter Ullmann (1946-2009). Ullmann selbst wollte immer nur schreiben und nie wirklich ein politischer Mensch sein, jedoch zwangen ihn die Umstände in der DDR und sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn dazu. Dabei erwies sich der Prager Frühling im Jahr 1968, die Niederschlagung der Demokratiebewegung, als ein Schlüsselerlebnis, welches ihn nicht mehr losließ.
Sowohl in der Musik als auch in der Literatur und der Malerei sucht Ullmann Möglichkeiten sich der erzwungen Konformität der DDR-Gesellschaft zu entziehen. Vom Staat werden jedoch jegliche derartige Versuche unterdrückt: seine Band verboten, die Bewerbung an der Kunstfachhochschule mit der Begründung, dass seine Malerei entartet und dekadent sei, abgelehnt und auch Schreiben tut er nahezu ausschließlich für die Schublade. Außerdem geraten Ullmann und seine Freunde, unter ihnen Jürgen Fuchs und Lutz Rathenow, immer mehr ins Visier des MfS. Von Manfred Ibrahim Böhme, einem angeblich guten Freund, werden sie ausgespitzelt, was auch zur Ausbürgerung von Jürgen Fuchs führt. Augrund des steigenden Drucks durch die Zersetzungsmaßnahmen der Stasi, Überwachung und Verhöre, verschlechtert sich der psychische Zustand Ullmanns in den späten 1970er Jahren dramatisch; er wird manisch-depressiv und hat Wahnvorstellungen.
Als eine der wenigen Fluchtmöglichkeiten aus Isolation und Wahn, erweist sich für den sensiblen Künstler das Schreiben von Kindergedichten. Kindergedichte, so Udo Scheer, waren Günter Ullmanns „innere Insel“, das Eintauchen in die glücklichste Zeit seines Lebens. Durch diese Gedichte gelangt er zu Bekanntheit in der BRD, da sie Mitte der 1980er Jahre in westdeutschen Schulbüchern veröffentlicht werden.
Während er zu DDR-Zeiten immer wieder versuchte politisch Position zu beziehen und sich 1989 auch an den Greizer Montagsdemonstrationen beteiligte konzentrierte sich Ullmann nach dem Ende der DDR vollständig auf seine künstlerische Tätigkeit. Am 9. Mai 2009, genau zehn Jahre nach seinem Freund Jürgen Fuchs, stirbt er an den Spätfolgen der Zersetzungsstrategie der Stasi.