Arbeitsgespräch in der Agrargenossenschaft Kamsdorf
Im Rahmen seiner Sommertour besuchte der Landtagsabgeordnete Maik Kowalleck die Agrargenossenschaft Kamsdorf eG und sprach mit dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Marcel Schnorr über die aktuelle Situation in der Landwirtschaft. Im Mittelpunkt standen vor allem Rahmenbedingungen, die aus Sicht des Landwirts dringend verbesserungswürdig sind und für die entsprechende Aktivitäten seitens der Politik eingefordert werden.
So ging Marcel Schnorr auf die praktische Umsetzung des neuen Thüringer Programms zur Förderung von umwelt- und klimagerechter Landwirtschaft, Erhaltung der Kulturlandschaft, Naturschutz und Landschaftspflege (KULAP 2022) ein. „Viel Aufwand für wenig Geld“, umreißt Schnorr die Sachlage. Zwar stünde den Landwirten jetzt eine App zur Verfügung, die eine schnelle und einfache Kommunikation mit den Agrarförderzentren ermöglichen soll. Doch was nütze es, wenn für die Datenübertragung vor Ort kein flächendeckendes Mobilfunknetz zur Verfügung stehe beziehungsweise übertragene Daten wie georeferenzierte Fotos verloren gingen. „Dann setze ich mich oder einer unser Mitarbeiter ins Auto und fahre los, um Bilder zu machen“, erläutert Marcel Schnorr.
Über die neue App, die nach dem Frage-Antwort-Nachweis-Prinzip (=FAN) aufgebaut ist, haben die Behörden die Möglichkeit, Kontrollfragen zu stellen, auf die die Landwirte entsprechend antworten und gleichzeitig Nachweise einreichen müssen. „Stand heute - 218 Kontrollfragen“, so Schnorr. Unverständlich sei, dass alle vorhandenen Stammdaten per Hand vom alten in das neue Programm eingegeben werden mussten. Das alles sei zusätzlicher Aufwand, der wertvolle Arbeitszeit koste. Und das in einer Zeit, in der die Bürokratie in den Ämtern zunehme, während es immer weniger Arbeitskräfte in der Produktion gebe.
Sorge bereitet dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Agrargenossenschaft auch das Thema Ausbildung. Noch habe man an die zehn Lehrlinge. Doch wie wird es in Anbetracht der demografischen Entwicklung zukünftig aussehen? Hinzu komme das oft schlechte allgemeine Bildungsniveau von Schülern und der Lehrermangel an der landwirtschaftlichen Berufsschule in Schwerstedt. Die Politik sei in der Pflicht, die gravierenden Mängel im Bildungssystem zu beseitigen.
Weitere Themen waren die Schaffung von Anreizen für Arbeitslose und Migranten, eine sozialversicherungspflichtige Arbeit aufzunehmen und die geforderte Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel, die aus dem Ausland kommen. Es könne nicht sein, dass in Deutschland 20 bis 30 % weniger Dünger eingesetzt werden darf, während Lebensmittel im Ausland unkontrolliert hergestellt und hier verkauft werden.
„Solche Gespräche mit Fachleuten aus der Praxis, wie hier in der Kamsdorfer Agrargenossenschaft und ebenso mit Bürgern aus meinem Wahlkreis sind für mich unerlässlich und seit jeher Grundlage für meine Arbeit als Landes- und Kommunalpolitiker. Von meiner diesjährigen Sommertour konnte ich wieder viele Hinweise und Anregungen mitnehmen, sei es aus dem sozialen und dem Bildungsbereich, aus Industrie und Landwirtschaft. So manches Problem lässt sich auf kurzem Weg lösen. Oftmals heißt es aber auch dicke Bretter bohren und beharrlich und konsequent dranbleiben“, resümiert der Saalfelder Landtagsabgeordnete Maik Kowalleck.