Quelle: dpa, Ostthüringer Zeitung 06.12.2022
Erfurt Im zu Ende gehenden Jahr sind wieder deutlich mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Thüringen angekommen als 2021. Bis Ende September wurden bereits 365 Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Eltern auf der Flucht sind, in den Thüringer Kommunen aufgenommen, wie aus einer Antwort des Bildungsministeriums auf eine Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Maik Kowalleck hervorgeht.
Die meisten von ihnen stammen aus der Ukraine und Afghanistan. Im Vorjahr waren noch 160 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Thüringen gekommen.
Die Betreuung dieser Minderjährigen ist für die Jugendämter eine besondere Herausforderung. Unter anderem können die Kinder und Jugendlichen anders als erwachsene Flüchtlinge nicht mehr oder weniger auf sich allein gestellt in Gemeinschaftsunterkünften oder eigenen Wohnungen untergebracht werden. Sie kommen deshalb zum Beispiel in speziellen Wohnheimen unter. In diesen Jugendhilfeeinrichtungen aber sind die Plätze laut Bildungsministerium knapp.
Elf Landkreise melden, dass es an Unterkünften fehlt
Insgesamt elf Landkreise und kreisfreie Städte im Freistaat hätten Ende Oktober von Engpässen bei der Unterbringung alleinreisender minderjähriger Flüchtlinge berichtet, so das Ministerium. „Für Erfurt und Suhl gab es konkrete Anzeigen einer Überlastung der vorhandenen Unterbringungsressourcen.“ Es mangelt in vielen Regionen an geeigneten Unterkünften.
Besonders erschwert werde die Lage dadurch, dass bei vielen Trägern solcher Wohnheime Personal fehle, sodass nicht alle vorhandenen Plätze belegt werden könnten. Das Bildungsministerium ist auch für die Jugendhilfe zuständig. Langfristig betrachtet aber ist selbst die aktuelle Zahl unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Thüringen verhältnismäßig klein: 2015 hatte Thüringen 1300 dieser Gruppe Geflüchteter aufgenommen, 2016 waren es fast 1700.
Der Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hatte dann auch zu einem Rückgang der Flüchtlingszahlen geführt. Im ersten Pandemiejahr nahm Thüringen 120 allein geflüchtete Kinder und Jugendliche auf. dpa