Maik Kowalleck

Thüringer Stahlindustrie braucht Planungssicherheit

Das Stahlwerk Thüringen arbeite nach Medienberichten bereits seit längerer Zeit an einem Ersatz für Erdgas mit dem Ziel, den Erdgaseinsatz um 30 bis 60 Prozent zu reduzieren. Der jährliche Gasenergieverbrauch von rund 400 Gigawattstunden, von dem etwa 80 Prozent auf den Walzwerksofen entfallen, zeigt die damit verbundenen Herausforderungen in der momentanen Energiekrise.

Inwieweit Bund und Land dabei unterstützen werden, hat der Landtagsabgeordnete Maik Kowalleck bei der Thüringer Landesregierung thematisiert.
Wie der Thüringer Wirtschaftsminister in seiner Antwort mitteilt, sei nach Einschätzung der Landesregierung die Energieversorgung für die Thüringer Unternehmen gegenwärtig grundsätzlich gewährleistet. Allerdings seien die Stahlwerk Thüringen GmbH wie auch Gießereiunternehmen, die zur Stahlindustrie gerechnet werden, grundsätzlich keine sogenannten geschützten Kunden. Daher wären im Falle eines Ausrufens der Notfallstufe Gas Einschränkungen bei der Gasversorgung nicht auszuschließen.

Auf die Frage, wie die Landesregierung neue und nachhaltige Technologien unterstützt, verweist der Minister auf verschiedene Initiativen.
Mit Vorlage der Thüringer Wasserstoffstrategie im Jahr 2021 habe die Landesregierung einen Fahrplan zur Produktion von nachhaltig erzeugtem Wasserstoff in Thüringen abgesteckt. Die zuständigen Ressorts des Landes sowie die Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur (ThEGA) als Landesenergieagentur stünden in regelmäßigem Kontakt zu Vertretern der Stahlwerk Thüringen GmbH und vielen weiteren Unternehmen in Thüringen. Die Landesenergieagentur ThEGA habe im laufenden Jahr die "Thüringer Allianz für Wasserstoff in der Industrie" ins Leben gerufen, ein Zusammenschluss von Thüringer Unternehmen, die ein Interesse an der künftigen Anwendung von Wasserstoff oder ein Interesse an Technologieentwicklungen in diesem Bereich haben.
Zudem fördere die Landesregierung über das Programm "Green Invest" eine durch die Stahlwerk Thüringen GmbH beauftragte Studie, in der untersucht werde, ob und wie die Materialqualität des Stahls durch die Wiedererwärmung mittels Wasserstoffverbrennung beeinflusst wird.
Die Verfügbarkeit von nachhaltig erzeugtem Wasserstoff sei eine Voraussetzung für die Nutzung durch Unternehmen. Wie dieser bezogen werden kann, stehe derzeit noch nicht fest. Möglich wären regionale Windkraftanlagen, der Rückgriff auf Lieferanten oder eine Pipeline.
Zur Nutzung industrieller Abwärme habe die Landesenergieagentur ThEGA ein Potenzialkataster in Thüringen erstellt. Das Stahlwerk Un-terwellenborn biete eines der größten Abwärmepotenziale in Thüringen. Die Landesenergieagentur habe in Kooperation mit dem Stahl-werk, den örtlichen Wärmeversorgern, der Wohnungswirtschaft und den Gemeindevertretern die technischen und wirtschaftlichen Rah-menbedingungen für eine Nutzung der Abwärme aus dem Stahlwerk im Detail untersucht. Alle beteiligten Partner hätten ausdrücklich ihr Interesse an einer Realisierung eines derartigen Vorhabens signalisiert.

„Die Antwort des Thüringer Wirtschaftsministers macht deutlich, dass eine Reihe von Projekten angeschoben und auf dem Weg sind. Neben den Initiativen des Stahlwerks gibt es Vernetzungen mit anderen Thüringer Unternehmen und entsprechenden Einrichtungen des Landes. Klar wird aber auch, dass es noch ein weiter Weg ist, die gesteckten Ziele zu erreichen. Die Stahlindustrie und unsere einheimische Wirtschaft brauchen Planungssicherheit. Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Landesregierung zügig handelt um die Energieversorgung in der aktuellen Krise durch wirksame politische Entscheidungen sicherzustellen. Es geht in unserer Region schließlich um den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Sicherung eines bedeutenden Industriestandorts mit zahlreichen Zulieferern“, so der Saalfelder Abgeordnete Maik Kowalleck.