Fehlende Lehrgänge schwächen Feuerwehr
Seit Jahren ist der Ausbildungsbedarf bei den Thüringer Feuerwehren größer als das Angebot. Nach Einschätzung betroffener Wehren aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hat sich die Situation bei den Ausbildungslehrgängen an der Thüringer Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule (TLFKS) für die Feuerwehrkameradinnen und -kameraden verschärft. Damit ist abzusehen, dass zukünftig weniger Einsatzkräfte mit der erforderlichen Ausbildung zur Verfügung stehen werden.
Der Saalfelder Landtagsabgeordnete Maik Kowalleck wollte deshalb von der Landesregierung wissen, wie sich die Situation im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in konkreten Zahlen darstellt und welche Maßnahmen eingeleitet werden, um dem entgegen zu wirken.
Die Antwort des Thüringer Innenministers Georg Maier bestätigt nun die allgemeine Einschätzung. Die Thüringer Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule sei aufgrund ihrer baulichen und personellen Kapazität gegenwärtig nicht in der Lage, die von den Bedarfsträgern nachgefragten Lehrgangsplätze umfänglich anzubieten.
Im Fünfjahreszeitraum von 2017 – 2021 hätten sich insgesamt 923 Kameraden und Kameradinnen des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt an der Thüringer Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule zu verschiedenen Lehrgangsarten angemeldet. 619 hätten eine Einberufung zum jeweils angemeldeten Qualifikationswunsch erhalten. Damit seien im Betrachtungszeitraum 67 % der Anmeldungen berücksichtigt worden. 478 Teilnehmer und damit rund 77 Prozent hätten das Lehrgangsziel erreicht. Dem Bildungswunsch von 295 Kameradinnen und Kameraden konnte nach Aussage des Ministers innerhalb der letzten 5 Jahre nicht entsprochen werden. 9 angemeldete Teilnehmer hätten wegen fehlender Zugangsvoraussetzungen nicht zum jeweils angemeldeten Lehrgang zugelassen werden können. Darüber hinaus hätten 66 der bereits zum Lehrgang einberufenen Teilnehmer eine Absage erhalten, da der Lehrgang abgesagt wurde, teils bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie.
„Die vielen durch den heißen und trockenen Sommer verursachten Brände unterstreichen derzeit eindrücklich, wie wichtig und unentbehrlich unsere Feuerwehren sind. Neben dem Dank für ihren Einsatz brauchen die Kameradinnen und Kameraden auch die entsprechende Ausbildung und Ausrüstung. Deshalb fordere ich von der Landesregierung zügiges Handeln und die Erhöhung der Kapazitäten an der Landesfeuerwehrschule. Nur so kann die Einsatzbereitschaft vor Ort auf Dauer gewährleistet werden. Es ist nicht hoch genug anzuerkennen, wenn sich Menschen für den Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr entscheiden. Da darf die Einsatzbereitschaft und die Moral nicht durch fehlende Qualifizierungsangebote und abgelehnte Lehrgangsanmeldungen geschwächt werden. Offenbar hat meine parlamentarische Anfrage nach der Ausbildungssituation für die Feuerwehrleute aus unserem Landkreis Wirkung gezeigt, denn der Thüringer Innenminister hat für Anfang September sein Kommen angekündigt. Bei einem Gespräch in Rudolstadt mit politisch Verantwortlichen und Feuerwehrvertretern aus dem Landkreis soll es vorrangig um die Ausbildungssituation an der Thüringer Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule gehen. Wenn ein Drittel aller Qualifikationswünsche in den letzten fünf Jahren unberücksichtigt blieb, zuzüglich der abgesagten Lehrgänge, dann besteht dringender Handlungsbedarf“, so der Saalfelder Landtagsabgeordnete Maik Kowalleck.
Wie der Thüringer Innenminister in seiner Antwort an Maik Kowalleck weiter mitteilt, seien im laufenden Jahr alle Lehrgänge termingerecht durchgeführt worden. Die in den letzten Jahren in besonderem Maße überbuchten Lehrgänge seien im Lehrgangsplan 2022 auf Initiative der Kreisbrandinspektoren kontingentiert worden. Hiernach stünden dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt 5 Lehrgangsplätze zum Gruppenführer, 4 zum Zugführer, 4 zum Verbandsführer, 2 zum Maschinist für Hubrettungsfahrzeuge (Drehleiter) und 7 Lehrgangsplätze zum Gerätewart zu.
Im Rahmen der durchgeführten Prüfungen durch das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales entstehe zurzeit ein Katalog, welcher kurz-, mittel- und langfristige Handlungsoptionen ausweise, um das Bildungsangebot und die Anzahl an Lehrgangsplätzen zügig zu erhöhen.